10 Prinzipien für effektive Lernmedien
Erfahren Sie, worauf es bei der Gestaltung von Lernmedien ankommt.
27. Februar 2024
Schnell noch ein paar Bilder und Videos zum Text hinzufügen – Lernmedien zu gestalten ist einfach, oder nicht? Entgegen manchen Vorstellungen reicht es nicht aus, Lernende irgendwelchen Medien auszusetzen. Effektive Lernmedien berücksichtigen die Art und Weise, wie Menschen mit Worten und Bildern lernen. Mit dem Einhalten von 10 Prinzipien können auch Sie effektive Lernmedien gestalten.
Hintergrundwissen zu den Prinzipien
Die folgenden Prinzipien bauen auf dem Kognitionsmodell des multimedialen Lernens auf. Dieses veranschaulicht, wie Menschen Bilder und Wörter verarbeiten. Dabei spielen zwei Kanäle eine wichtige Rolle: Der visuelle Kanal und der auditive Kanal. Bilder werden lediglich über den visuellen Kanal verarbeitet. Wörter hingegen über beide Kanäle, da sie gelesen als auch gehört werden können.
Wollen Sie Inhalte effektiv vermitteln, so kombinieren Sie Wörter und Bilder. Dadurch nehmen Lernende die Informationen über beide Kanäle auf und können diese miteinander verbinden – die Informationen werden doppelt kodiert.
#1: Kohärenz
Präsentieren Sie den Lernenden nur relevante Informationen. Überflüssige Wörter, Töne und Bilder lenken vom eigentlichen Inhalt ab – auch wenn sie interessant scheinen. Lassen Sie sich nicht dazu verleiten, Unnötiges aufzunehmen: Der Fokus auf das Wichtige zählt!
#2: Signalisierung
Geben Sie Hinweise darauf, wie der Inhalt organisiert ist. Das können eine Inhaltsübersicht und Zwischenüberschriften pro Kapitel oder Abschnitt sein. Klare Kennzeichnungen helfen den Lernenden, Informationen als wichtig oder weniger wichtig einzuordnen: Heben Sie Bedeutsames durch Pfeile hervor und grauen Sie Unwesentliches aus. Betonen Sie Stichwörter mündlich oder markieren Sie diese visuell.
#3: Redundanz
Zeigen Sie gleiche Informationen nur bei einem Mehrwert auf mehrere Arten. Lernende müssen alle Reize verarbeiten, die sie wahrnehmen. Zusätzliche Elemente (z. B. Texte, Bilder, Videos) können die Lernenden daher auch kognitiv überlasten, wenn sie dieselben Informationen enthalten. Begleiten Sie eine Animation darum nur mit gesprochenem Text, statt zusätzlich den schriftlichen Text zu zeigen.
#4: Zeitliche Kontiguität
Stellen Sie zugehörige Bilder und Wörter zeitgleich statt nacheinander dar. Grund dafür: Verbale und visuelle Inhalte werden mental im Arbeitsgedächtnis repräsentiert. Wenn zugehörige Inhalte gleichzeitig erscheinen, können sich Lernende die Repräsentationen leichter merken und mental verbinden. Zusammenhänge werden dadurch einfacher erkannt.
#5: Räumliche Kontiguität
Stellen Sie zugehörige Bilder und Wörter nah beieinander dar. Andernfalls müssen Lernende ihre kognitiven Ressourcen dazu verbrauchen, das fehlende Element auf dem Bildschirm zu suchen. Die nahe Positionierung hilft Lernenden dabei, sich Bild und Text gleichzeitig zu merken und Zusammenhänge zu erkennen.
#6: Segmentierung
Präsentieren Sie Lerninhalte in kleinen Abschnitten und nacheinander statt am Stück. Ermöglichen Sie eine Tempokontrolle: Lernende sollen selbst entscheiden können, wann sie von einem Abschnitt zum nächsten gehen. Dadurch können sie besser nachvollziehen, wie die einzelnen Abschnitte miteinander zusammenhängen.
#7: Vor-Training
Nennen Sie im Vorhinein die Namen der wichtigsten Konzepte und beschreiben die jeweiligen Merkmale. Dadurch können sich die Lernenden Vorwissen aneignen. Erklären Sie erst danach, wie die Konzepte miteinander zusammenhängen. Das Vor-Training entlastet die Lernenden kognitiv, sodass sie nicht Namen, Merkmale, Ursachen und Wirkungen gleichzeitig lernen müssen.
#8: Modalität
Verbinden Sie eine Animation mit vorgelesenem statt schriftlichem Text. Das ist wichtig, da Lernende visuelle und verbale Inhalte in zwei verschiedenen Kanälen verarbeiten. Ist der Text zur Animation schriftlich, so wird beides über den visuellen Kanal aufgenommen. Das führt zu dessen Überlastung. Wird der Text stattdessen im verbalen Kanal verarbeitet, können sich Lernende besser auf die Animation konzentrieren.
#9: Personalisierung
Formulieren Sie die Inhalte im Gesprächsstil statt in formeller Sprache und duzen Sie. Beim Lernen treten Lehrende und Lernende über den Lerninhalt in Kontakt. Der Lerninhalt – der Tonfall eines Textes oder die Erzählstimme in einem Video – bestimmt, wie Lernende ihr Gegenüber wahrnehmen. Wenn sich Lernende direkt angesprochen fühlen, möchten sie ihr Gegenüber und somit die Lerninhalte besser verstehen
#10: Stimme
Verwenden Sie freundliche Stimmen in Ihren Audioinhalten. Das können vertonte Menschenstimmen oder KI-generierte Stimmen sein. Wichtig ist eine emotionale Wirkung – bearbeiten Sie künstliche Stimmen ggf. nach, um sie menschlich klingen zu lassen. Auf diese Weise fühlen sich Lernende direkt angesprochen und reagieren mit einer sozialen Reaktion: Sie bemühen sich, das Gesagte besser zu verstehen.
Effektives Lernen durch kontextbezogene Lernmedien
Wirksame Lernmedien beruhen auf diesen 10 Prinzipien. Bedenken Sie jedoch, dass Lernmedien immer die Zielgruppe sowie die Komplexität und Geschwindigkeit des präsentierten Inhalts berücksichtigen. Bei Nicht-Muttersprachler*innen, Hörbeeinträchtigten und schwierigen oder unbekannten Wörtern sollte ein Text schriftlich angezeigt werden. Wenden Sie die Prinzipien daher immer in Hinblick auf den Kontext an!
Nähere Informationen zum Kognitionsmodell und weitere Prinzipien des multimedialen Lernens finden Sie im Buch ,,Multimedia Learning“ von Richard E. Mayer.
Mayer, R. E. (2021). Multimedia Learning (3rd edition). Cambridge University Press.
Die Autorin
Geraldine Schillinger
Studentin Informationsdesign
Seit August 2023 unterstütze ich die Know How! im Bereich Digital Content. Ich wirke als Werkstudentin an der Konzeption und Produktion von WBTs mit. Das ermöglicht mir Einblicke in die E-Learning-Branche und ergänzt sich sehr gut zu meinem Studium im Informationsdesign.
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